In der vierten Ausgabe des Jahres 2024 feierte der Rhein-Main Journalisten-Stammtisch ein Jubiläum: Seit 20 Jahren bietet das Netzwerk Medienschaffenden eine Plattform für Austausch und Diskussionen über die Herausforderungen der Branche.
Rund 60 Medienschaffende aus der Region Frankfurt/Rhein-Main kamen zur 89. Ausgabe ins Massif Central, um dieses Jubiläum zu feiern und zugleich einen Blick auf die Zukunft des Journalismus zu werfen. Die Gäste: Tristan Horx, Zukunftsforscher bei THE FUTURE:PROJECT, Anna Albrecht, Social-Media-Expertin und Mitglied des Presenter-Teams der Tagesschau sowie Cai Tore Philippsen, Managing Editor bei FAZ.NET.
Ein Rückblick von Gründer Steffen Ball
Den Auftakt des Abends gestaltete Steffen Ball, Gründer der Agentur Ballcom und des Stammtischs und heute Bürgermeister der Stadt Heusenstamm. In seiner Keynote blickte er auf die Anfänge vor 20 Jahren zurück und reflektierte die Entwicklungen in der Medienbranche. Er mahnte, dass Journalismus wieder stärker seine Wächterfunktion wahrnehmen müsse und plädierte für eine intensivere Auseinandersetzung mit Wirtschaftsthemen. „Wir brauchen mehr Wirtschaftsjournalismus, mutige Recherche und evidenzbasierte Berichterstattung“, so Ball. Sein Appell richtete sich an die anwesenden Medienschaffenden, sich den Herausforderungen der Gegenwart mit einer klaren Haltung und fundierten Expertise zu stellen.
Podiumsdiskussion: Herausforderungen und Chancen
Im Anschluss diskutierte eine prominent besetzte Runde über die Frage „Zukunft Journalismus: Wie geht’s im Angesicht von KI, Nachwuchsmangel und veränderten Medienkonsumgewohnheiten weiter?“ Die Diskussion, moderiert von Heike Fauser, Head of Media Relations bei Ballcom, drehte sich um aktuelle und zukünftige Entwicklungen in der Medienbranche. Dabei ging es auch um die Gen-Z und deren Medienverhalten. Tristan Horx prognostizierte eine stärkere Regulierung von Plattformen wie TikTok und betonte die Notwendigkeit, junge Zielgruppen auf zeitgemäßen Kanälen zu erreichen, ohne dabei in einen „Kampf um Aufmerksamkeit“ zu verfallen. Anna Albrecht schilderte den Alltag in der Social-Media-Redaktion der Tagesschau und erklärte, wie gezielte Inhalte für unterschiedliche Zielgruppen aufbereitet werden. Sie unterstrich, dass Glaubwürdigkeit und Qualität auch auf modernen Plattformen zentrale Erfolgsfaktoren bleiben. Cai Tore Philippsen ergänzte die Diskussion mit Einblicken in die Strategien der FAZ, digitale Abonnements zu stärken und gleichzeitig klassische Werte wie den Qualitätsjournalismus zu bewahren.
Künstliche Intelligenz: Freund oder Feind des Journalismus?
Ein weiterer thematischer Schwerpunkt war die Rolle von Künstlicher Intelligenz im Journalismus. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass KI ein wichtiges Werkzeug sein kann, jedoch klare ethische Leitlinien benötigt. Tristan Horx stellte fest, dass KI paradoxerweise sowohl ein Problem als auch eine mögliche Lösung für den Medienbereich darstellt, etwa bei der Aufklärung von Desinformation. Die Diskussion zeigte, dass der Einsatz von KI den Journalismus verändern wird – und dass Medienhäuser hier vorausschauend handeln müssen, um ihre Glaubwürdigkeit zu sichern.
Nachwuchs und Medienkompetenz
Der Nachwuchsmangel im Journalismus sowie die Herausforderungen, junge Talente zu gewinnen, wurden ebenfalls thematisiert. Anna Albrecht betonte die Wichtigkeit, nicht nur Inhalte modern aufzubereiten, sondern auch teilweise verstaubte interne Strukturen attraktiver zu gestalten. Cai Tore Philippsen hob hervor, dass die FAZ weiterhin auf Qualitätsjournalismus setzt und dadurch junge Talente anspricht, die sich bewusst für diesen Weg entscheiden.
Die Diskussion zeigte: Der Journalismus steht vor großen Herausforderungen, ist aber trotz KI-Revolution nicht verloren.
Ballcom bedankt sich bei der Fraport AG, die als langjähriger Partner den Rhein-Main Journalisten-Stammtisch unterstützt, ebenso beim ehemaligen Kempinski Hotel Frankfurt Gravenbruch.
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