„Feste feiern, wie sie fallen – aber wo?“ „Wie geht es weiter mit den Volkfesten in Frankfurt?“ Das war die zentrale Frage, zu der Ballcom am 29. Oktober zum 88. Rhein-Main Journalistenstammtisch ins Massif Central einlud. Die Location im Bethmannhof liegt nur einen Steinwurf vom Standort des Frankfurter Weihnachtsmarktes entfernt und vermittelte schon damit das Gefühl der thematischen Nähe.
Gemeinsam mit Thomas Roie, dem Ersten Vorsitzenden des Schaustellerverbands Frankfurt Rhein-Main e. V., Patrick Hausmann, Fachberater im Schaustellerverband und Veranstalter des Frankfurter Oktoberfests sowie dem Schausteller Wolfgang Eiserloh diskutierte Moderatorin Heike Fauser die aktuellen Entwicklungen in der Stadt Frankfurt.
Anlass zu dieser Frage gibt es genug: Mehrere Flächen, auf denen die großen Volksfeste in Frankfurt stattfinden, stehen aktuell zur Diskussion. Auf dem Platz am Ratsweg, der seit den späten 60er-Jahren Standort der Dippemess ist, ist der Neubau einer internationalen Schule geplant. Und auch die Flächen des Weihnachtsmarkts in der Innenstadt und des Oktoberfests auf dem Stadiongelände stehen immer wieder auf dem Prüfstand. Doch alternative Standorte sind schwer zu finden.
Zu Beginn fragte Heike Fauser die Runde, was Volksfeste für eine Stadt bedeuten, und die Antworten waren übereinstimmend deutlich: Sie stiften Identifikation, vereinen die Gesellschaft an einem Ort, der sie aus dem Alltag entführt. Die magischen Momente, die dort entstehen, gehören für ganze Generationen an Besuchern fest zum Jahresrhythmus.
Auch die Politik, so Thomas Roie, ist sich da grundsätzlich mit den Schaustellern einig. Die Feste sollen der Stadt erhalten bleiben, nur die Frage nach dem „wo“ wird in einer wachsenden Metropole immer schwieriger zu beantworten. Und das nicht nur aus stadtplanerischer Sicht, wie Roie deutlich macht: Auch die Schausteller benötigen zahlreiche Rahmenbedingungen, die erfüllt sein müssen, damit ein Standort für ein Fest in der Größe der Dippemess in Frage kommt: Neben den Fahrgeschäften, die einen stabilen, verdichteten Untergrund benötigen, müssen Logistik und Wohnbereiche der Schausteller dort ihren Platz finden. Strom und Wasser werden in großen Mengen benötigt, Lagerflächen müssen mit Fahrzeugen zugänglich sein. Und nicht zuletzt muss die Anbindung an den Nahverkehr so gestaltet sein, dass tausende Menschen innerhalb kurzer Zeiträume an- und abreisen können. Diese Voraussetzungen seien in der Stadt an anderen Plätzen nicht vorhanden oder nur mit erheblichen Investitionen zu schaffen.
„Wir brauchen Planungssicherheit“
Wie bedeutsam es für die Schausteller ist, in die Planungen und deren Fortschritt eingebunden zu werden, machen Wolfgang Eiserloh und Patrick Hausmann deutlich: Die Schausteller, die oft regional verankert sind, richten ihre Jahresplanung überwiegend nach den großen Volksfesten aus, die einen verlässlichen Anteil ihres Umsatzes generieren. Fallen diese Feste weg oder stehen politisch auf der Kippe, fehlt die Planungssicherheit, die sich wiederum auf die Investitionen auswirkt. „Keine Bank gibt mir Kredit für ein neues Fahrgeschäft, wenn ich meine Einnahmen in den kommenden Jahren nicht kalkulieren kann“, erläutert Eiserloh.
Die abschließende Frage, was die Schausteller von der Politik erwarten, ist schnell beantwortet: Transparenz und offene Kommunikation. „Nur wenn wir wissen, an welche Standorte die Stadt als Alternativen denkt, können wir unsere Expertise einbringen“, so Roie. Freiflächen würden von der Stadtplanung oft als „Lücken“ wahrgenommen, die man füllen könne. Dass diese übers Jahr neben den Volksfesten noch andere Zwecke erfüllen, als Ausweichparkplätze, Logistikflächen für Wochenmärkte, Ausrichtungsort für Sportevents und vieles mehr, gerate da mitunter aus dem Blick.
Momentan ist unklar, wie und wann es mit der Planung zum Schulbau auf dem Ratsweggelände weitergeht. Ginge es nach den Schaustellern, könne das auch gerne noch eine Weile so bleiben. Vielleicht spielt da die Stadtentwicklung Frankfurts ihnen in die Karten: Eigentlich ist die geplante Schule bereits Stand heute zu klein für alle Interessenten. Sollten die Baupläne diesem Umstand angepasst werden, ist das Ratsweggelände ohnehin nicht groß genug für den Neubau. Als möglichen Alternativstandort für die Dippemess brachte Roie den Ostpark als möglichen Festplatz ins Spiel. „Das wäre nicht optimal für uns, aber denkbar.“
Ballcom bedankt sich herzlich beim langjährigen Sponsor, der Fraport AG, bei den sowie bei dem Gastgeber und weiteren Partner des Rhein-Main Journalistenstammtisch, dem Massif Central in Frankfurt.
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