100 Jahre Luftverkehr in Frankfurt und 20 Jahre Rhein-Main Journalisten-Stammtisch: das traf sich gut! Im Gespräch mit Jürgen Harrer, Leiter der Unternehmenskommunikation der Fraport AG, über die Zukunftsfähigkeit des Frankfurter Flughafens.
Der Frankfurter Flughafen ist Deutschlands größter Flughafen und feiert dieses Jahr ein besonderes Jubiläum: 100 Jahre Luftverkehr. Gepaart mit dem 20-jährigen Jubiläum des Rhein-Main Journalisten-Stammtischs lag die Location für die erste Veranstaltung 2024 auf der Hand: die FRALounge direkt am Rande des Rollfelds. Heike Fauser von Ballcom und Jürgen Harrer, Leiter der Unternehmenskommunikation bei der Fraport AG, trafen dort auf ihre Gäste. Harrer berichtete, was ihn und sein Unternehmen bewegt.
Die Faszination Flughafen ist eine bleibende Konstante in 100 Betriebsjahren. Schwankungen hingegen zeichnen sich unter anderem bei den Passagierzahlen ab: Ein Rückblick in die Vergangenheit offenbart, dass die aktuellen Zahlen noch unter dem Niveau von vor der Pandemie liegen. Ein Grund, so Harrer, sei unter anderem die auch klimapolitisch zu begrüßende Verlagerung von Kurzstreckenflügen auf die Schiene. Ein herausforderndes Thema sei zudem die aktuelle Streikkultur in Deutschland. „Das Streikrecht ist trotz aller Unannehmlichkeiten wichtig. Wünschenswert sind also Spielregeln, die einen Streik kalkulierbar machen und zunächst eine Schlichtung in systemrelevanten Verkehrsknotenpunkten vorschreiben“, sagte Harrer. Trotz wirtschaftlicher Einbußen bleibe die Flughafenleitung aber optimistisch: Das Mobilitätsbedürfnis der Menschen ist unverändert hoch und bleibt damit ein wichtiger Treiber für die Zukunft des Flughafens als Wirtschaftsmotor für Frankfurt.
Was war in einem Jahrhundert gut, was weniger? Und was zahlt aufeinander ein? Dass 2020 vom einen auf den anderen Tag nur noch 5 Prozent des Luftverkehrs stattfanden, bleibt in der Flughafengeschichte wohl noch lange unvergessen. „Es gab keinerlei kalkulierbare Voraussicht“, erinnert sich der Fraport-Kommunikator. 4.000 Stellen vor allem im administrativen Bereich wurden sozialverträglich abgebaut. Paketdienstleister konkurrierten plötzlich im Kampf um Arbeitskräfte und warben gezielt aus operativen Bereichen ab. „Die Loyalität zum Arbeitgeber ist aufgrund des unklaren Ausblicks während der Pandemie stark gesunken. Die Positionierung als attraktiver Arbeitgeber ist bei der Fraport AG in den Mittelpunkt gerückt. Heute haben wir wieder fast so viel operatives Personal im Einsatz wie vor der Krise“.
Geantwortet auf eine Frage aus dem Publikum, räumte Harrer die damalige Begrüßung der Billig-Airline Ryanair am Frankfurter Flughafen mit großer Pressekonferenz als etwas über das Ziel hinausgeschossen ein. Das sorgte insbesondere bei der Bestandskundschaft für Irritationen. Daraus habe man gelernt, so Harrer. Zukünftig würde man zur Entscheidungsfindung besser differenzieren.
In Sachen Nachhaltigkeit hat die Fraport AG ambitionierte Ziele: Bis spätestens 2045 – und wohlmöglich schon früher – will der Konzern an allen seinen beteiligten Flughäfen CO2-freil operieren. Investitionen in Photovoltaik- und effizientere Klimatechnik und ein Windkraftpark in der Nordsee sollen hierzu in Frankfurt einen wesentlichen Beitrag leisten. Doch auch die Flugzeughersteller müssen ihre Technologie verbessern. Den größten Hebel sieht Harrer in der Forschung zur skalierbaren Produktion von Kerosinalternativen, für deren Finanzierung er ein Umdenken in der Steuerpolitik fordert. Im Sinne der Effizienzsteigerung am Flughafen Frankfurt will sich Fraport auch Künstliche Intelligenz (KI) zunutze machen. Hier sprach Harrer von Millioneninvestitionen für diesen Bereich, um Prozesse wie das Gepäckhandling, die Flugzeugabfertigung und die sogenannte Passenger Journey weiter zu optimieren.
Ballcom bedankt sich herzlich beim langjährigen Sponsor und Gastgeber, der Fraport AG, Jürgen Harrer sowie bei dem weiteren Partner des Rhein-Main Journalistenstammtisch, dem Kempinski Hotel Frankfurt.
Comments