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84. Rhein-Main Journalisten-Stammtisch

„KI ist eine Chance für den Journalismus“ − darüber sind sich Jurist und DJV-Hauptgeschäftsführer Timo Conraths und Roger Hofmann, Digital-Chef der FFH MEDIENGRUPPE, einig. Sie waren zu Gast bei unserer 84. Ausgabe des Rhein-Main Journalisten-Stammtischs.



Eines der wohl aktuell heißesten Themen ist die KI. Wie steht es hier um den Journalismus: Wertvoll oder tückisch? Beim 84. Rhein Main Journalistenstammtisch, der im Nio House Frankfurt stattfand, sprach Moderatorin Heike Fauser mit gleich zwei Experten: Timo Conraths, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV), Journalist und Jurist, sowie Roger Hofmann, Digital-Chef der FFH MEDIENGRUPPE, zu der HIT RADIO FFH, planet radio und das 80er-Radio harmony gehören.

Timo Conraths machte in seinem Impulsvortrag deutlich: „KI gibt es schon seit vielen Jahren. Doch die Einsatzmöglichkeiten für den Journalismus werden immer vielfältiger, insbesondere mit Blick auf Tools, die Text, Bild, Video und Audio für uns erzeugen“. Als Beispiel nannte er eine Anwendung, die aus einigen Stichpunkten und hochgeladenen Videos automatisch kurze Videobeiträge inklusive Sprechertext produzieren kann. „Das ist eine Form der KI, die das journalistische Arbeiten im Rundfunk- und Online-Bereich enorm erleichtern kann. Und es gibt noch viele mehr, die sich insbesondere für repetitive Aufgaben eignen. Die Chance ist, dass Journalistinnen und Journalisten so wieder mehr Zeit für ihre eigentlichen Aufgaben finden können, zum Beispiel aufwendige Recherchen.“

Roger Hofmann sieht das ähnlich: „Ich liebe neue Entwicklungen und KI ist die erste Technologie, die uns mal Arbeit abnimmt. Bisher kam immer etwas Neues dazu, was die Redakteurinnen und Redakteure zusätzlich leisten mussten, seien es Audio-Files oder Hochformat-Videos. Jetzt können wir alle überlegen, wie wir KI zur Unterstützung einsetzen.“ So berichtete der Digital-Chef, dass die FFH MEDIENGRUPPE zur KI-Erprobung ein internes Pilotprojekt an den Start gebracht hat: die Redaktion erklärt Entwicklerinnen und Entwicklern, was sie brauchen, um Arbeitszeit effektiv einzusparen. Dazu werden Briefings für die KI, sogenannte Prompts, entwickelt und getestet. „Wir haben uns eine Projektlaufzeit von sechs Monaten vorgenommen. Den Kassensturz machen wir am Ende. Wenn wir tatsächlich Zeit einsparen, sollten wir das erprobte Vorgehen weiter nutzen. Wenn wir lernen, dass die menschliche Kontrolle der KI-Ergebnisse mehr Zeit in Anspruch nimmt, als die Zeiteinsparung selbst misst, ist auch das ein wertvolles Ergebnis. Nur eben mit der Konsequenz, dass wir die KI in dieser Form dann nicht brauchen“. Einen Mehrwert hat KI für Roger Hofmann dann, wenn sie Mitarbeitende entlastet oder auf das Mediennutzungsverhalten der Hörerinnen und Hörer einzahlt.

Schaut man sich in der Medienlandschaft um, werden vielerorts Prompt-Redakteure gesucht. Wer das also kann, steht auf dem Markt gut dar. „Um die Belegschaft mitzunehmen, ist es wichtig, als Medienhaus oder Unternehmen Gemeinschaftsprojekte aufsetzen, die einen Motivationsschub geben, Lust machen und vor allem die Angst nehmen“, berichtete Hofmann aus eigener Erfahrung. Auf die Frage, ob KI die neue Geldmaschine des Journalismus wird, antworte er pragmatisch: „Tools, die sich bewähren, lassen sich auch vermarkten. So nutzen zum Beispiel schon mehrere europäische Sender den von uns entwickelten Radio Creator, der aus einem Radioprogramm vollautomatisch mehrere Programme mit unterschiedlicher Musik erzeugt.“

Im Publikum zeigte sich vor allem das Urheberrecht von großem Interesse. Dass das nicht ganz einfach ist, erläuterte Timo Conraths: „Was hinter der Oberfläche der KI-Tools passiert, wissen wir nicht. Sie sind wie eine Blackbox und nicht transparent. Das macht es rechtlich nicht einfach. Solange aber eine menschliche Kontrolle der KI generierten Medien erfolgt, bleibt es für mich beim herkömmlichen Presserecht.“ Aktuell habe der DJV schon einige Ansätze in Arbeit, um die Urheberrecht-Debatte zu führen, auch auf europäischer Ebene. Es bleibt also wie immer spannend!

Ballcom bedankt sich beim Gastgeber Nio House, Timo Conraths, Roger Hofmann und den Partnern des Rhein-Main Journalisten-Stammtisches, der Fraport AG und dem Kempinski Hotel Frankfurt.





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